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Crowdsourcing-Blog by Crowdwerk

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Crowdsourcing Quo Vadis?

Ist Crowdsourcing relevant? Und wenn ja: Machen wir's richtig?

Wären wir nicht irgendwie von Crowdsourcing überzeugt, wären wir nicht hier. Soviel steht fest.

Aber wo genau steht das Thema eigentlich? Ist es wirklich ein Zukunftsthema? Hat es irgendeine Relevanz? Lohnt es sich, sich damit zu beschäftigen - oder sollte man seine begrenzten intellektuellen Ressourcen sinnvoller nutzen? Wird man damit eines Tages einmal hungrige Mäuler stopfen können (vom Reichwerden noch gar nicht gesprochen...)?

Die Frage ist nicht ganz irrelevant. Man versetze sich (rein hypothetisch) einmal in die Rolle eines Plattformbetreibers, der seinen beruflichen Schwerpunkt auf dieses Thema verlagert hat - und seither nur noch die Kassiererinnen der umliegenden Aldi-Filialen mit Vornamen kennt.

Für die Beurteilung der wirtschaftlichen Relevanz von Crowdsourcings sollte man sich zunächst ein paar Fakten anschauen:

Es gibt einige Crowdsourcing-Plattformen im deutschsprachigen Raum - dem breiten Publikum bekannt sind sie aber kaum. Einige wachsen, aber sie explodieren nicht. Vereinzelte operieren an der Schwelle zur Wirtschaftlichkeit, die meisten deutlich darunter. Die zu verdienenden Prämien haben meistens eher symbolischen Charakter - Crowdworkers, Innovatoren, Ideengeber werden davon nicht satt. Das alles verheisst nicht gerade dynamische Entwicklungen.

Die andere Seite: Wikipedia, das Vorzeigeprojekt der Crowdsourcing-Gemeinde, ist bekanntlich nicht ganz bedeutungslos geblieben und könnte seinen Erfinder Jimmy Wales reich machen, wäre er es nicht schon. Jake Nickell and Jacob DeHart, Gründer des T-Shirt-Crowdsourcers Threadless, haben aus 1'000 Dollar Startkapital ein Vermögen und ein kleines Imperium aufgebaut. Und Innocentive, spezialisiert auf Crowdsourcing von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, hat gesamthaft bereits über 7 Millionen Dollar als Prämien an seine Innovatoren ausgeschüttet.

Liegt also doch wirtschaftliche Relevanz im Thema?

Es muss fast. Und im Grunde gibt es dafür eine einfache Erklärung: Hinter uns liegen ein paar tausend Jahre augesprochen aufwändiger Kommunikation: Aufwändiges Gewinnen von Informationen, aufwändige Aufbereitung, aufwändige Auswahl möglicher Gesprächspartner und Adressaten, aufwändiges Zusammenkommen, aufwändige Ablage und Speicherung der gemeinsamen Informationen. Kommunizieren im Allgemeinen und Zusammenarbeiten im Speziellen: alles war in der Vor-Internetzeit extrem aufwändig (man denke erst an die Vor-Telefon-Zeit...!). Aufwand sind Kosten, die wir sinnvollerweise auf ein Minimum reduzieren: Obwohl jedem klar ist, dass nie eine einzelne Person die beste Antwort auf alle Fragen besitzt, beschränken wir uns im Arbeitsalltag auf einige wenige. Wir suchen Menschen, denen wir einen für uns günstigen Mix an Problemlösungsfähigkeit zusprechen, lassen sie einen Arbeitsvertrag unterschreiben und packen sie zu fixen Zeiten in Grossraumbüros, damit sie schön interagieren. Der Austausch mit einigen Ausgewählten wird effizient - und der Rest der Welt bleibt draussen.

Dieses Verhalten war lange rational, weil Kommunikation und Interaktion aufwändig war - damals, als es noch keine digitale Vernetzung gab. Aber bekanntlich hat sich da etwas verändert.

Man muss nicht gleich ganze Organisationen auf den Kopf stellen - das Prinzip funktioniert ja bereits im Kleinen: Wann immer es mir gelingt, ohne grossen Aufwand bessere, überlegenere Problemlösungen einfach dadurch zu erhalten, dass ich den Pool der Problemlöser vergrössere, habe ich einen Vorteil gegenüber allen meinen Wettbewerbern. Das genau ist der Kern, der Crowdsourcing zu einem überlegenen Konzept macht: Wenn's eines Tages wirklich hart auf hart geht, überlebt derjenige mit den besseren Lösungen zu tieferen Kosten.

Wieso funktioniert's dann noch nicht wirklich?

Vermutlich, weil wir's noch nicht richtig machen. Drei wesentliche Defizite dürften dabei eine Rolle spielen.

Erstens: Crowdsourcing ist - allen technischen Möglichkeiten zum Trotz - noch gar nicht so effizient, wie es sein müsste. Der Aufwand, Projekte zu definieren, zu formulieren, einzustellen und anschliessend auszuwerten, ist zu hoch. Da fragt man bei komplexen Aufgabenstellungen doch lieber die Kollegen im Grossraumbüro - noch geht das schneller. Je besser es den Plattformen gelingt, wirklich effiziente Abläufe anzubieten, desto attraktiver wird das Konzept.

Zweitens: Crowdsourcing, wie es auf den heutigen Plattformen angeboten wird (und omanet ist da nur bedingt eine Ausnahme), ist ungerecht: Viele Leute arbeiten sehr viel und nur einige wenige erhalten (mindestens im derzeit weitest verbreiteten Modell) überhaupt eine Entschädigung. Der Aufgabensteller bekommt die allergrösste Zahl von Lösungen gratis - und verfügt erst noch über uneingeschränkte Verwendungsrechte. Das ist eine nicht wirklich faire Verteilung von Kosten und Nutzen. Solange es hier kein Änderung des Setups gibt, wird die Zahl aktiver Crowdworkers äusserst überschaubar bleiben. Und die wenigen aktiven Crowdworkers riskieren, zu Ideenspammern zu werden, um ihre bescheidenen Chancen auf einen Gewinn etwas zu erhöhen.

Drittens: Wir sind noch zu wenig daran gewöhnt, Wissen zu teilen. Die wirklich wichtigen Fragen werden nicht gestellt, die wirklich guten Ideen werden nicht weitergegeben. Noch bleiben viel zu viele gute Ideen in Schubladen liegen - aus Angst, ein anderer könnte sie umsetzen. Was dabei vergessen wird: Innovationsfähigkeit entscheidet langfristig über den Erfolg, nicht einzelne Innovationen. Und Innovationsfähigkeit lässt sich nicht so einfach abkupfern.

Und so ist, nach einem guten Jahr als Crowdworker und Plattformbetreiber, mein Zwischenfazit: Crowdsourcing gewinnt - wir müssen's nur richtig machen. Und das gibt noch ein bisschen Arbeit.

omanet bleibt also spannend!

Frank Wolff

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